Summary: | In diesem Aufsatz wird die bislang kaum beachtete frühe Moralphilosophie von Max Horkheimer aus den 1930er Jahren in ein produktives Spannungsverhältnis zu den Grundannahmen des ethischen Naturalismus gesetzt. Horkheimer versteht die Moral als ein normatives Instrument, mit dem die menschliche Gattung ihr gesellschaftliches Leben zu organisieren versucht. Die natürliche Normativität der menschlichen Lebensform ist für Horkheimer selbst historisch bestimmt, als die menschliche Lebensform sich notwendig nur historisch realisieren kann. In der bürgerlichen Gesellschaft ist diese Normativität nach Horkheimer widersprüchlich verfasst: Einerseits sollen die Menschen moralischen Normen und nicht allein ihren eigenen Interessen folgen, andererseits erfordert die bürgerliche Gesellschaft gerade das rücksichtslose Verfolgen eigener Interessen, da sonst die Selbsterhaltung der Menschen gefährdet würde. Die Auswirkungen dieser Widersprüchlichkeit werden hier anhand von drei Aspekten untersucht: die Opazität und Naturhaftigkeit der bürgerlichen Gesellschaft, das Leiden der menschlichen Natur, Geschichte als Anpassungsprozess der menschlichen Natur. Abschließend wird Horkheimers Ansatz hinsichtlich seiner theoretischen Reichweite in den moralphilosophischen Diskussionen der gegenwärtigen Kritischen Theorie verortet.
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