Visuelle Argumentation: Schlüsselbilder im Selbstverständnis von Kulturen
Beim Intermedia-Kongress 1985 in Hamburg fand eine Bilderausstellung statt, die kein einziges Bild zeigte: „Bilder im Kopf. Pictures in our Minds“. Auf schwarzen Tafeln konnten die Besucher die Beschreibungen von 40 Fotos lesen, zum Beispiel „Albert Einstein streckt die Zunge heraus“, „Nacktes Vietn...
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MedienPädagogik
2017-07-01
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doaj-ab721bfcc8c44186a9f7ad3423ea44222021-06-21T12:15:29ZdeuMedienPädagogikMedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung1424-36362017-07-013Jahrbuch Medienpädagogik10.21240/mpaed/retro/2017.07.05.X520Visuelle Argumentation: Schlüsselbilder im Selbstverständnis von KulturenManfred BehrBeim Intermedia-Kongress 1985 in Hamburg fand eine Bilderausstellung statt, die kein einziges Bild zeigte: „Bilder im Kopf. Pictures in our Minds“. Auf schwarzen Tafeln konnten die Besucher die Beschreibungen von 40 Fotos lesen, zum Beispiel „Albert Einstein streckt die Zunge heraus“, „Nacktes Vietnamesen-Kind, das nach einem Napalm-Angriff aus dem Dorf Trang Bang flüchtet“, „Willy Brandt knieend am Ehrenmal der Helden des Warschauer Ghettos“. Man mag nicht einmal die Einzelheiten kennen (welches Ehrenmal?) – die Bilder entstehen im Kopf des Betrachters. „Die Fotos gingen um die Welt. Sie haben uns erschreckt, aufgerüttelt, belustigt. Die Bilder haben eines gemeinsam: Sie entrinnen dem Kopf des Betrachters und der Betrachterin so schnell nicht wieder“, so der damalige Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi. Es sind Schlüsselbilder, Bestandteile des imaginären Museums, sie sind nicht in den Köpfen der einzelnen Leute, „sondern im kollektiven, gemeinsamen Gedächtnis gespeichert. Mein individuelles Wiedererkennen ist ein Abrufen des kollektiven, hier visuellen Gedächtnisses“ (Kutter 1987, S. 104). Archetypen der Moderne? Sie sind „im Kopf, nicht in den Köpfen“ (Kutter 1987, S. 104), sagen „etwas Wesentliches über unsere Lage“ (Kutter 1987, S. 106) – unbestritten, aber wie tun sie das und warum so erfolgreich?https://www.medienpaed.com/article/view/520MedienpädagogikJahrbuch |
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Beim Intermedia-Kongress 1985 in Hamburg fand eine Bilderausstellung statt, die kein einziges Bild zeigte: „Bilder im Kopf. Pictures in our Minds“. Auf schwarzen Tafeln konnten die Besucher die Beschreibungen von 40 Fotos lesen, zum Beispiel „Albert Einstein streckt die Zunge heraus“, „Nacktes Vietnamesen-Kind, das nach einem Napalm-Angriff aus dem Dorf Trang Bang flüchtet“, „Willy Brandt knieend am Ehrenmal der Helden des Warschauer Ghettos“. Man mag nicht einmal die Einzelheiten kennen (welches Ehrenmal?) – die Bilder entstehen im Kopf des Betrachters. „Die Fotos gingen um die Welt. Sie haben uns erschreckt, aufgerüttelt, belustigt. Die Bilder haben eines gemeinsam: Sie entrinnen dem Kopf des Betrachters und der Betrachterin so schnell nicht wieder“, so der damalige Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi. Es sind Schlüsselbilder, Bestandteile des imaginären Museums, sie sind nicht in den Köpfen der einzelnen Leute, „sondern im kollektiven, gemeinsamen Gedächtnis gespeichert. Mein individuelles Wiedererkennen ist ein Abrufen des kollektiven, hier visuellen Gedächtnisses“ (Kutter 1987, S. 104). Archetypen der Moderne? Sie sind „im Kopf, nicht in den Köpfen“ (Kutter 1987, S. 104), sagen „etwas Wesentliches über unsere Lage“ (Kutter 1987, S. 106) – unbestritten, aber wie tun sie das und warum so erfolgreich? |
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